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Artikel aus der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung / Neue Presse vom 08.01.2021

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Andreas Weiß zieht sich gerne in sein kleines Tonstudio im Keller des Hauses zurück.
Foto: Mark Bode

Andreas Weiß aus Pattensen liebt es, Musik zu machen

Der Pattenser Andreas Weiß (51) ist leidenschaftlicher Musiker. Er berichtet über das Gefühl, auf der Bühne zu stehen und wie er neue Lieder entwickelt.

Er streicht zart über die Saiten seiner Gitarre. Das erwartet man nicht gerade von jemandem, der die Rockbands Kiss sowie The Police als seine Lieblingsgruppen angibt. Doch Andreas Weiß ist vielseitig. Der Pattenser, der in der kommenden Woche seinen 52. Geburtstag feiert, liebt die Musik. Er hat bereits in verschiedenen Bands musiziert und ist zudem als Solokünstler unterwegs.

Im Keller des Hauses in Pattensen-Mitte hat Weiß ein kleines Tonstudio eingerichtet. Mehrere Gitarren stehen in einer Ecke, auf dem Schreibtisch steht neben der Computertastatur ein Keyboard. Mehrere Kabel sind zu sehen, mit denen er seine Instrumente mit dem Mac verbindet, um seine Aufnahmen zu starten. Die Gitarrensounds, Bass, Percussion auf Flaschen oder „andere lustige Töne, die mir so einfallen“, spielt er selber ein. Dazu nimmt er den Gesang auf. Schlagzeug- und Klaviertöne kommen hingegen aus der Konserve. „Das kann man am Rechner mit einem Programm relativ gut umsetzen“, sagt Weiß. Er blickt etwas schuldbewusst drein, weil ihm klar ist, dass Puristen ihn für diese Vorgehensweise verteufeln würden.

Weiß gehörte mal zur Vorband bei Maffay und Dylan

Doch das stört ihn nicht. „Ich mache Musik aus Bock“, sagt er. Hauptberuflich ist er als Grafiker in der Marketingabteilung des Zoos Hannover tätig. „Ich muss von der Musik nicht leben“, erklärt er. Das gibt ihm ein beruhigendes Gefühl. Denn die Aktivitäten seiner Royal Party Society ruhen derzeit. In der Coverband spielt er gemeinsam mit seiner Frau Katharina und vier weiteren Mitstreitern. „Für Musiker ist es eigentlich die Hölle, die Lieder anderer Bands nachzuspielen“, sagt Weiß. „Aber es ist schön, wenn man vor 500 bis 700 Leuten steht und damit etwas Geld verdienen kann.“ Lampenfieber ist Weiß fremd. „Ich bin eine Rampensau“, sagt er. Gerne erinnert er sich an Auftritte als Vorband von Bob Dylan und Peter Maffay vor mehr als 20 Jahren zurück. „Das war eine ziemlich geile Zeit.“

Doch er sagt deutlich: „Ich trauere der alten Zeit nicht hinterher.“ Statt einer großen Karriere als Rockstar sitzt er nun für sich im geräumigen Keller und probiert verschiedene Akkorde auf der Gitarre aus. Wenn er neue Lieder entwickelt, steht in den meisten Fällen zunächst der Text. „Aus einer Textzeile ergibt sich der Rhythmus“, sagt er. Neue Songideen kommen ihm häufig kurz vor dem Einschlafen. „Im Bett gehen mir diverse Gedanken durch den Kopf.“ Ist etwas – aus seiner Sicht – Brauchbares dabei, tippt er diese Stichpunkte oder Textzeilen in das Handy ein. Das können weltpolitische Aspekte sein, unter anderem die Klimakrise, oder ganz private Angelegenheiten. Beispielsweise den Tod seiner Mutter verarbeitete er mit „Mit dir reden“.

Nicht jedes Lied geht leicht von der Hand

„Ein paar Songs sind störrisch und sperrig“, sagt er. Soll heißen: Es geht nur sehr langsam voran. „Von einigen gibt es auch mehrere Versionen, bei denen ich noch nicht sicher bin, welche die beste ist.“ Doch in den meisten Fällen geht es zügig voran. Er wisse häufig sehr schnell, welche Musikinstrumente zum Einsatz kommen sollen. Die Lieder entstehen dennoch nur in Etappen. Schließlich müsse er Familie, Beruf und Hobby unter einen Hut bekommen. Manchmal habe er abends ein etwa vierstündiges Zeitfenster, in dem er möglichst weit vorankommen möchte. „Der Zeitdruck ist dabei gar nicht schlecht“, sagt er.

Die Videodrehs schafft Weiß an einem Tag. Er filmt dabei alles alleine mit dem Handy – teils aus der Hand oder mit einem Stativ. Für das Lied „C’est la vie“ wählte er für das Video die alte Ziegelei in Pattensen aus. „Auf dem Weg zur Arbeit fahre ich dort immer vorbei. Der Ort fasziniert mich“, sagt Weiß, der Geschichte studiert hat. Doch nicht immer zieht es ihn in die Natur. „Vieles entsteht auch im Keller vor einem schwarzen Vorhang.“

Presleys Tod bildet den Wendepunkt

Weiß erinnert sich noch an seine musikalischen Anfänge. Seine Eltern seien sehr verdutzt gewesen, als er sich im Alter von vier Jahren ein Akkordeon wünschte. „Die sind aus allen Wolken gefallen.“ Er genoss danach eine frühmusikalische Erziehung, spielte Orgel. Ein einschneidendes Erlebnis sei der 16. August 1977 gewesen, als Elvis Presley starb. „Meine Mutter brach weinend vor dem Radio zusammen“, erinnert sich Weiß. Ab dem Zeitpunkt war die Orgel passé und die Gitarre musste her. Beatles und Eagles habe er damals viel gehört. Mit Schulfreunden gründete er eine Band. „Wir haben Waschpulvertrommeln und Tennisschläger als Instrumente genutzt“, sagt Weiß. Bei den Bildern vor seinem inneren Auge fängt er an zu lachen.

von Mark Bode


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