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Alltagsmelancholie
Die Große fährt schon eine Weile mit dem Fahrrad zur Schule. Jeden Morgen hole ich das Rad aus der Garage, stelle es ihr bereit. Sie sitzt auf, Kuss für Papa, dann düst sie los.
Und ich stehe da, jeden Morgen und sehe ihr nach. Wie meine Mutter früher, wenn ich losfuhr – und ihre Mutter, wenn wir aus Remscheid losfuhren.
An der Ecke hinten muss sie kurz anhalten, um über die Straße zu kommen. Dann aufsteigen und weiter. Kurz vor der Hecke, bevor sie für den Tag verschwindet, dreht sie sich meistens um, um noch mal kurz zu winken. Denn sie weiß, ich warte.
So wie ich das damals wusste, das da wer wartet. Sie dreht den Kopf, ihr Arm fliegt hoch, sie lächelt und winkt. Heute ist ein guter Tag, sie hat noch mal an mich gedacht.
Und eigentlich sind alle Tage, gute Tage, an denen wir aneinander denken, im heute und über die Zeiten hinweg – nach hinten und nach vorne.
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