Als ihr klein ward

Alles war magisch, als ihr klein ward. Als der Sommer ins Land ging und eure sonnengebräunten Gesichter langsam wieder begannen blasser zu werden und der Herbst mit seinen dunklen Tagen Einzug hielt, da standet ihr mit leuchtenden Augen und aufgeblasenen Backen am Wohnzimmerfenster und habt wie irre gepustet, um die Lichterketten im Garten „an“ zu pusten.

Auspusten war schon lustig, aber dass ihr sie dann auch wieder an pusten konntet, dass hat euch so wunderbar aufgeregt begeistert. Und wir Großen standen – die Fernbedienung gut in der Hosentasche oder hinter dem Rücken versteckend – daneben und haben euch angefeuert, noch mal zu pusten – und fester. Immer und immer wieder. Und alles war Zauber und Magie. Ihr, eure Begeisterung, euer Glaube an eure Pustekräfte, die Lichter, der warme Raum.

Und jetzt, jetzt seid ihr auf dem Weg, euch von dieser Magie zu entfernen. Der Glaube an Lichteranpustekräfte oder den Weihnachtsmann schwindet rapide – es hallt noch nach, doch man merkt schon, wo die Reise hin geht und dass das Erwachsene in euch allmählich die Oberhand gewinnen möchte. Und ich wünsche mir so für euch, dass ihr den Zauber und die Magie, die wir versucht haben, euch zu bescheren, mit euch nehmt und immer im Herzen tragt, dass ihr euch an ihn erinnert irgendwann, ihn vielleicht sogar vermisst und ihn so am Leben haltet und eines Tages weitergebt.

Denn Zauber und Magie bedeuten alles. Sie sind Manifestationen der Liebe, ohne die alles nichts ist. Ohne die alles nichts zählt. Bewahrt euch die Erinnerung an diesen Zauber – und gebt ihn weiter.

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